Ralf Jarchow

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Asyl für Familie Daferoskis

1991 wurde der Asylantrag der 6-köpfigen Roma-Familie Daferoskis aus Mazedonien abgelehnt. Es folgten befristete Duldungen, die für die Eltern und ihren 4 minderjährigen Kindern zu einer zermürbenden Zeit der Bleibe-Hoffnung und Abschiebe-Angst wurde. Als 1994 die Abschiebung drohte, bat die Familie um Kirchenasyl in der Glinder St.-Johannis-Gemeinde, wo sie auf engstem Raum bis 1999 lebte. Es sollte eines der längsten Kirchenasyle in Deutschland werden. Da sie das Gelände wegen der drohenden Abschiebegefahr nicht verlassen durfte, muss ihnen dieser Auffenthalt wie eine Kasernierung vorgekommen sein, besonders den anwachsenden Kindern, deren Recht auf Erleben des Lebens verwehrt blieb. In dieser Zeit gab es etliche Solidaritätsbekundungen, Nachbarschaftshilfen, Spenden und Veranstaltungen, auf einer dieser ich musikalisch mitwirkte ...

Weder damals noch heute konnte und kann ich beurteilen, ob der Asylantrag "gerechtfertigt" war. Das spielte für mich aber auch keine Rolle. Alleine, dass diese Familie von deutschen Behörden 3 Jahre lang mit befristeten Duldungen hingehalten worden war und keinerlei Planungssicherheit gehabt hat, soziale Kontakte entstanden sind, die besonders für die Kinder eine wichtige Rolle spielten, war für mich Grund genug gegen unmenschliche Gesetze und Verordnungen und deren inhumane Auslegung und Umsetzung zu "gitarrisieren". Doch es kam anders ...

Der psychischen Belastung des Kirchenasyls und der damit verbundenen Enge nicht mehr gewachsen, stimmte die Familie einer Rückführung zu, schmackhaft gemacht durch eine weitere Duldung, die ein freies Bewegen auch außerhalb des Kirchengeländes ermöglichte. Zu allem Überfluss wurde die Familie auseinandergerissen, weil die Kinder wegen fehlender Papiere erst 4 Monate nach ihren Eltern ausreisen konnten ...
Also alles umsonst? Ja, in der Sache leider ja! Aber geblieben ist die Umarmung der Menschen, die sich mit der Familie solidarisiert haben und ihnen zeigten, dass für sie die Menschlichkeit über einem, wie in diesem Fall, unbeholfenen Staat steht. Es war also nicht alles umsonst ...

1996 wurde die St.-Johannis-Gemeinde für ihr couragiertes Handeln mit dem Olof-Palme-Preis der SPD-Stormarn ausgezeichnet. 1999 erhielt sie ferner 5.000.-DM von der "Stiftung zugunsten des Romavolkes", die vom Nobelpreisträger Günter Grass gegründet worden war, welcher die Gemeinde auf der Preisverleihung im Lübecker Rathaus für deren bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehenden Einsatz und Solidarität würdigte.

 

© 2014 Ralf Jarchow